Ein aktueller Artikel im Tages-Anzeiger beschreibt die massive Kritik an der Politikerin Meret Schneider. Für viele ist dies der Beweis, dass sie recht hat. Doch ist Kritik automatisch ein Indiz für die Richtigkeit einer Meinung? Diese Frage ist nicht nur im aktuellen Fall relevant, sondern grundsätzlich für den gesellschaftlichen Diskurs.
Hier geht es zum Artikel: https://www.tagesanzeiger.ch/421329875331
Mein Kommentar:
„Viele sehen in den Reaktionen auf Meret Schneider den Beweis, dass sie recht hat. Aber ist das wirklich so? Kritik ist nicht automatisch ein Zeichen dafür, dass jemand richtig liegt – sonst hätte ja jede umstrittene Person in der Geschichte immer recht gehabt. Die grössere Frage bleibt: Wer entscheidet in Zukunft, welche Meinungen noch akzeptabel sind und welche nicht?“
Meine nachfolgende Antwort auf eine Diskussion:
„Ach so, jetzt verstehe ich: Es geht nicht um Meinungsfreiheit, sondern darum, dass die richtigen Leute bestimmen, was gesagt werden darf. Ist ja beruhigend!“
Mein Kommentar wurde vom Tages-Anzeiger abgelehnt. Ich habe darauf verzichtet, ihn ‚Tagesanzeiger-kompatibel‘ umzuschreiben. Aber genau hier liegt das Problem: Die Grenzen des Sagbaren werden nicht durch objektive Regeln bestimmt, sondern durch subjektive Normen, die sich verschieben. Das Beispiel von Meret Schneider zeigt einmal mehr, dass es nicht mehr darum geht, eine offene Debatte zu führen, sondern darum, wer die Deutungshoheit besitzt.