Letzte Zufluchtsorte

Aussterbende Männerdomänen in freier Wildbahn

Anlässlich des Todes von Papst Franziskus flammt eine vertraute Debatte erneut auf: die Frauenfrage in der katholischen Kirche. Doch was steckt dahinter und gibt es sie überhaupt noch, die Domänen des Männlichen?

Kaum ist der Stuhl Petri wieder leer, tönt es reflexartig durch die Medien:
“Wieso nicht endlich eine Päpstin? Warum dürfen Frauen keine Priesterinnen sein?”

Die Fragen sind bekannt.
Die Antworten auch.

Die katholische Kirche ist, was sie ist: ein hierarchisches System mit festem Selbstverständnis.
Kein Basisdemokratenclub, kein Diversity-Verein, sondern ein weltumspannendes Glaubensimperium, das seine Regeln nicht an jedem Trendhorizont neu ausrichtet.

Was viele vergessen: Katholisch sein ist freiwillig.

Wer lieber von einer Frau gesegnet werden möchte, findet eine Etage weiter jede Menge Alternativen, …
Der christliche Glaube selbst kennt keine Quote. Und niemand hindert Frauen daran, zu predigen, zu taufen oder seelsorgerisch zu wirken sofern sie sich nicht unbedingt auf eine Stelle im Vatikan versteifen.
Doch die Debatte ist bezeichnend für ein grösseres Phänomen:

Die Suche nach der letzten Männerdomäne.

Es gab einmal eine Zeit, da hatten Männer ihre Rückzugsorte.

Sie rauchten Pfeife im Herrenzimmer, kommandierten Armeen, bestimmten Theologie und wussten, wie man eine Glühbirne wechselt. Dann kam der Zeitgeist, bewaffnet mit Genderstern und Gleichstellungsformular, und die Domänen wurden zu offenen Landschaften zugänglich für alle, ausser für Männer mit nostalgischer Ader.

Heute fragt man sich: Gibt es sie noch, die letzten Refugien? Orte, an denen das männliche Prinzip ungestört brüten darf?

Antwort: Kaum. Aber ein paar Relikte gibt’s noch.

  • Militärisch aggressive Berufe wie Sprengmeister, Bergführer auf 8000ern, U-Boot-Kommandant
  • Schwerindustrie, Schachtarbeit, Ölförderplattformen
  • Technik-Bastler-Szene, also alte Radiofrequenz-Tüftler, Lötkolben-Gurus, Röhrenverstärker-Nerds
  • Gefängnisinsassen.(Ja, auch das ist eine Männerdomäne. 95% aller Strafgefangenen weltweit sind Männer.)
  • Grillieren: Dort herrscht Gleichberechtigung, sie mariniert, er verkohlt…

Was bleibt, ist Erinnerung.

An Orte, an denen Männer schweigen durften, ohne dass es gleich toxisch war. Wo man keine „toxische Maskulinität“ vermutete, wenn einer einfach mal eine Axt schwang, um Holz zu hacken und nicht, um ein Safe-Space-Schild zu zertrümmern.

Vielleicht ist die wahre Männerdomäne von heute, …der Rückzug ins Satirische.
Da darf man noch sagen, was man denkt, solange man es so formuliert, dass niemand genau weiss, ob’s ernst gemeint war.